Ein Ausflug ins Mostviertel lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Wenn aber der Herbst nicht mehr so bunt und warm ist und man dennoch einen Sonntagsausflug einplanen will, dann bietet sich ein Abstecher zu Farthofers Mostelleria in Öhling nahe Amstetten an. Und wenn dann erst die NÖ Landesausstellung 2026 auf Schiene ist („Wunder Mensch“, Region Amstetten-Mauer), könnte man den Sonntagsausflug in diese Gegend ja durchaus auch ausweiten.
Die Bio-Destillerie der Familie Farthofer ist ein ganzjährig geöffnetes Ausflugsziel. Wie immer bin ich in vierbeiniger Begleitung on tour. Die gute Nachricht, für alle die es noch nicht wissen: Über ein Drittel aller Ausflugsziele der NÖ-CARD sind mittlerweile „hundefreundlich“, d.h. einem Familienausflug mit dem Vierbeiner steht dort nichts im Wege. So auch bei Farthofers Mostelleria: Besonders oft sind Hunde (und Kinder) hier bei den Führungen mit der NÖ-Card zwar nicht dabei, aber dem Schauen, Verkosten und Einkaufen in Hunde-Begleitung steht hier trotzdem gar nichts im Wege, so Mitarbeiter Florian, der uns höchst aufmerksam und zuvorkommend durch die Schau-Ausstellung führt.
Wer mit der Niederösterreich-CARD einen Ausflug in die Mostelleria plant, der wird gebeten, sich zuvor einen Termin für die Führung auszumachen. Wir haben uns angemeldet und sind schon gespannt – vor allem auf den hiesigen, innovativen Bio-Birnen Dessertwein, den „Mostello“. Den gibt’s nämlich nur hier.
Nach einer herzlichen Begrüßung von Florian und einigen ersten Erklärungen zum mittlerweile berühmten „Mostello“ und Co geht es dann in den Kinosaal. Dort wird mit einer interaktiven (!) Vorführung erklärt, was hier in der Bio-Destillerie alles produziert wird. Allen Produkten voran ist man – zu Recht – besonders stolz auf die Besonderheit des Hauses, den besagten „Mostello“ – der schmeckt wie ein Portwein ist aber zu 100% mostviertlerisch aus Bio Birnensorten gemacht.
Der Film dauert etwa 20 Minuten und schon hier gibt´s etwas zu Lernen und zu Schmunzeln – vor allem beim Beantworten der interaktiven Fragen. Wie viel Liter sind etwa ein Eimer (jener von anno dazumals)? Spätestens, wenn ihr dann zur Mostello-Probe abgeholt werdet, wisst ihr es ganz genau - und euch mostviertlerisch korrekt zuprosten, das könnt ihr dann auch.
Die Anlage, in der wir uns befinden, war übrigens früher ein echter Mostkeller, bevor ihn Josef Farthofer 2007 gekauft und restauriert hat. Schon seine Großmutter war stolz auf ihren beliebten und süffigen „Most“ und Josef war schnell klar, dass er kein herkömmlicher Bauer, sondern Brenner und Mostbauer werden wollte.
Die kleine Führung führt uns danach über den Heizungsraum hinauf zur Brennerei (für Hundebesitzer: Es sind steile Gitterstufen). Hier wird mit dem Miscanthus (Elefantengras) von den eigenen Feldern sowie mit Hackschnitzeln geheizt und das nicht nur für die eigene Produktionsstätte und die Wohnung, sondern auch gleich für die Feuerwehr, die Schule und den örtlichen Kindergarten. Was die Farthofers noch alles gleich vor Ort machen? Sie haben neben der Brennerei auch eine eigene Mälzerei zum Einweichen des Getreides für die Destillate.
Dann geht’s ans Verkosten: Für jeden Teilnehmer der NÖ-Card Führung gibt’s eine kleine, süße Mostello Probe, die aus dem großen Fass gezogen wird.
Einen Portwein aus Mostbirnen zu produzieren – das galt lange Zeit in der Branche als schlichtweg „unmöglich“: Farthofer hat alle eines Besseren belehrt und der Erfolg seiner Mostello Kreation gibt ihm recht: Den Mostello gibt´s als trockene und süße Variante.
Den trockenen trinkt man als Apéro pur oder – besonders süffig (kann ich bestätigen) - als Mostello Sprizz: Florian mischt für uns den trockenen Mostello mit Hollersirup und Soda und lässt mich kosten. Unweigerlich muss man da an den vergangenen Sommer denken, köstlich! Beides gibt einen super authenten und vor allem regional produzierten Aperitif her. Die süße Variante nimmt man als Dessertwein. Der süße Mostello wird übrigens fünf Jahre lang im Holzfass gereift, davon lagert er ein ganzes Jahr im Freien – direkt vor dem Mostkeller.
Im Verkaufsschauraum ist die riesige Produktpalette der Farthofers sehr verlockend präsentiert, hier gibt´s ja wirklich fast alles, was gebrannt werden kann. Neben der eigenen Mostello-Kreation nämlich auch der eigene, einzigartige Single Malt Whisky (Stichwort: eigene Mälzerei), Gin (Tipp: Der „Brotginsky“ entsteht – nachhaltig – aus getrocknetem Altbrot), der Organic Premium Vodka (2012 zum weltbesten Wodka gekürt), Craft-Beer, diverse Edelbrände, Schokoladen- oder Eierlikör, Mitbringsel aller Art und sogar eine Zotter-Praline ist mit Mostello gefüllt. Wer da nicht fündig wird für das eine oder andere (Weihnachts)-Geschenk, der ist selbst schuld…
Und weil man ja auch immer noch ein echter Mostbaron-Betrieb der allerersten Stunde ist, gibt´s auch „Glückssprudel“ und Birnenschaumwein. Übrigens: Alle Produkte sind hier Bio und zwar immer schon.
Da kann man nur noch einen heben und seinem Gegenüber zuprosten mit „Gsundheit!“ Korrekte Antwort hier im Mostviertel? „Sollst leben.“ Und ein „Eimer“, das sind übrigens 56 Liter! Der Ausflug hat sich gelohnt.
In über 20 Länder werden die Produkte mit dem schönen roten Siegel in den sehr ansehnlichen Flaschen-Kreationen exportiert. Viele Produkte sind „alte“, also im Fass gelagert. Für so manches bekannte Unternehmen werden hier Sonder-Abfüllungen mit eigenem Label unter einer anderen Marke produziert: So etwa der „Leopold“-Gin, der Apotheker-Gin für eine Wiener Apotheke, Abfüllungen für Vereine oder auch die eigene Produktlinie, die man mit Rapper Sido produziert hat – „Kabumm“!
Das Obst kommt übrigens nur aus Österreich und da aus möglichst nahen Gefilden: So etwa Dirndln aus dem Pielachtal, die Marillen aus Kittsee und die Williams-Birnen aus der Steiermark.
Die Mostelleria besteht seit 2010 und ist ein interessantes und vor allem wetterunabhängiges Ganzjahres-Ausflugsziel für Erwachsene, die gerne ein paar hochprozentige Köstlichkeiten mit nach Hause nehmen wollen. Die Produkte verlocken allesamt zum Einkaufen. In der Führung (bitte anmelden!) mit der Niederösterreich-CARD ist eine kleine Mostello-Probe inbegriffen. Wer die vielen anderen Spezialitäten kosten will, kann dies vorort tun – dies ist kostenpflichtig, lohnt aber. Auch Whisky-Tastings, Picknick oder Malzverkostung können hinzu gebucht werden.
Hunde sind willkommen, ein Besuch ohne Führung zum Einkaufen oder Gustieren ist jederzeit innerhalb der Öffnungszeiten möglich.
Wer mit Hund unterwegs ist, der sollte den Ausflug unbedingt ausweiten und noch den verbleibenden Tag im Mostviertel verbringen. So sind etwa im Freilichtmuseum Keltendorf Mitterkirchen Hunde ebenfalls gestattet und der Eintritt ist mit der NÖ-Card einmalig gratis (geöffnet von April bis Oktober). Ganzjährig geöffnet hingegen ist der Tierpark Haag, der sich auch auf vierbeinigen Besuch freut.
Parken
Rund um die Mostelleria gibt es genügend Parkmöglichkeiten.
Einkehren
In Kematen an der Ybbs lädt der Landgasthaus Bachlerhof das ganze Jahr über zur Einkehr, ebenso die gemütliche Dorfschmiede in Zeillern. Bitte Ruhetage vorher abchecken!
Ersparnis mit der Niederösterreich-CARD
Für zwei Erwachsene haben wir beim Besuch in der Destillerie Farthofer mit der NÖ-Card für zwei Personen 36 Euro gespart.